Auf dem höchsten Punkt der Altstadt – Die Koblenzer Liebfrauenkirche

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Die alte Hauptpfarr- und Mutterkirche Liebfrauen war schon um das Jahr 800 das geistliche Zentrum der Koblenzer Bürger. Heute prägen die markanten Zwiebelhauben – die „Zwewwelstärm“ – zusammen mit den Türmen von St. Florin und St. Kastor, sowie den Türmen des Pfarrhauses Liebfrauen und des ehemaligen Jesuitenkollegs (des heutigen Rathauses), das Bild der Koblenzer Altstadt mit.
Die Liebfrauenkirche entstand vielleicht schon um das Jahr 500 aus einem römischen Gebäude innerhalb des spätrömischen Kastells Koblenz. Sicher nachgewiesen sind christliche Gräber aus dem 7. Jahrhundert und Neubauten der Kirche im 8. und 10. Jahrhundert. Der Pfarrkirchhof rings um die Kirche blieb bis 1777 bestehen.
Etwa von 1180 bis 1205 entstand unter Pfarrer Saulinus die spätromanische Liebfrauenkirche, die mit ihrer Doppelturmfassade, reichem Kapitellschmuck und dem ersten großen Gewölbe in Koblenz den Glauben, den Wohlstand und das Selbstbewusstsein der Koblenzer Bürger ausdrückte. Der gotische Ausbau mit Chor und Sterngewölbe aktualisierte diesen Anspruch im 15. Jahrhundert.
Nach der Beschießung der Stadt durch die Artillerie König Ludwigs XIV. von Frankreich im Jahr 1688 erhielt die beschädigte Kirche die welschen Turmhauben oder Zwiebelhauben. Diese markanten Hauben aus den Jahren 1693/94 fingen in der Nacht vom 6. auf den 7. November 1944 Feuer, nachdem Brandbomben die Altstadt getroffen hatten. Die Türme brannten aus, die Dächer brannten ab, aber die Mauern und die Gewölbe hielten stand.
Erst 1953 waren die Türme wiederhergestellt, und knapp drei Jahre später erstrahlte die gesamte Kirche in neuem Glanz.
Das Innere der Kirche hat viele Änderungen erlebt. Immer wieder wurde es dem Zeitgeschmack und neuen theologischen Forderungen angepasst. So verlor die Kirche um 1786 weitgehend ihre gotische Ausstattung. Die Restaurierung von 1851/52 brachte eine Rückbesinnung auf Romanik und Gotik. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine Purifizierung des Inneren. Um das Jahr 1980 wurde der Chor so umgestaltet, dass die Liturgie besser den Neuerungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil entsprechen kann.
Die Tatsache, dass im Krieg alle Fenster zerborsten waren, nutzte die Pfarrei, um die Kirche schrittweise mit modernen künstlerischen Fenstern zu versehen. Es fing 1953 mit einem Weihnachtsfenster von Felix Senger an. Ab 1956 folgten ornamentale und figürliche Fenster von Reinhard Heß. Der gebürtige Koblenzer Jakob Schwarzkopf schuf 1976 und 1982 Fenster. Der Koblenzer Heinz Kassung steuerte 2013, kurz vor seinem Tod, noch zwei Fenster bei. Höhepunkt sind die drei Chorfenster von Hans-Gottfried von Stockhausen, die seit 1992 „Frauen in der Heilsgeschichte“ darstellen.